Der Wunsch um Eroberung und Verführung
.Prolog
Dann werde ich jetzt mal ein neues Thema eröffnen, und bin gespannt, ob ich eure Hände damit besser auf die Tastatur locken kann als im Vorangegangenem. Oder ob ich hier wirklich nur vor einer Konsumgesellschaft schreibe. Getreu dem Motto „Konserve auf und rein damit“.
Bedenkt bitte: ein Forum kann viel geben. Das Interesse scheint da zu sein, wie die Views meiner letzten beiden Themen zeigen. Aber ihr müsst schon ein wenig mit machen: das funktioniert nur wenn ihr auch etwas „gebt“. Ansonsten beschleicht mich das Gefühl eines Alleinunterhalters in einer Bespaßungsgesellschft, und das fühlt sich nicht gut an. Von dem Zeitaufwand gänzlich zu schweigen.
Nebenbei sei mir die Erinnerung erlaubt, wie die nehmen-aber-nicht-geben-Mentalität den eigenen Charakter kennzeichnet. Ich lese hier grad‘ über dieses sensible Thema auf fast ALLEN Profilen eine hohe Erwartungshaltung. Und daher möchte ich mit dem heutigen Artikel genau dazu eine Diskussion anstoßen. Auch in der Hoffnung, dass die passiven Nutzer zumindest ein wenig darüber nachdenken. An die Aktiven möchte ich wieder die folgende Bitte richten: Ich würde mich freuen, wenn wir darüber nicht negativ (im Sinne von Beschimpfungen oder Überheblichkeiten), sondern mit konstruktiven Beiträgen sachlich diskutieren könnten.
Der Wunsch um Eroberung und Verführung
Kaum ein Damenprofil ist nicht damit gekennzeichnet. Freilich ist den meisten Lesern bewusst, was damit konkret gemeint ist. Unterstellend vermute ich, die meisten - auch die Herren - wünschen sich eine Anbahnung mit schönen Gefühlen. Viele idealerweise sicherlich sogar eine Romanze. Aber auch sind viele Damen sich augenscheinlich nicht bewusst darüber, welch hohe Erwartungshaltung sie damit aufbauen.
Bei Eroberung und Verführung stellt sich mir als (kopfgesteuerter) Mann die Frage, warum soll ich um Zuneigung „kämpfen“, warum soll ich nicht sein dürfen wie ich bin: durchschnittlich. Normal. Nativ. Warum sollen meine „normalen“ (zweifelsfrei tadellosen) Umgangsformen nicht ausreichen, die Begeisterung einer Dame zu wecken? Warum mich verstellen, was ohnehin dauerhaft nicht zu halten ist? Warum soll ich nicht authentisch bleiben dürfen? Ja, bei „authentisch“ ahne ich bereits den ersten Widerspruch. Aber lasst mich das bitte erklären.
Zum einen wünsche ich mir stets die Kommunikation auf Augenhöhe. Dem widerspricht die Eroberung, das Beuteschema. Und das gilt für beide Seiten (m/w). Zum anderen ist es doch nur von Vorteil, wenn mein Gegenüber mich kennen lernt, wie ich wirklich bin. Das gibt viel schneller Gelegenheit festzustellen, ob „es“ passen könnte oder nicht – und spart Zeit. Wäre alles andere nicht infantiler Unfug? Um es etwas weniger ernst aus zu drücken, sei mir die folgende Formulierung erlaubt.
Ich bin hier nicht im Krieg, folglich möchte ich nicht kämpfen müssen. EROBERUNGEN werden nur auf Feldzügen gemacht. Dann darf sie/er sich später nicht wundern, wenn man im Fortgang der Ereignisse irgendwann auch nur noch wie ein Besitztum behandelt wird. (Na…? Hat da jemand bereits ein Déjà-vu?) Und auf der Jagd befinden sich die meisten Herren sicher auch nicht. Hinterher laufen tut man nur auf der Jagd, denn dort ist es Beute. Aber Beute wiederum hat leider die Eigenschaft, dass man sie auffrisst - um sich wenig später der Nächsten zuzuwenden.
Zustimmung?
Ja, das kennen wir bereits alle. Weiblein wie Männlein.
Warum verwende ich solch martialischen Vergleich für so ein feinsinniges Thema? Weil Übertreibung verdeutlicht.
Wir leben in einer überwiegend emanzipierten Welt. Dazu gehört es auch, dass die Dame sich ebenso in einer Anbahnung engagiert, wie der Herr. Die Weisheit: nur was der Mensch wertschätzen lernt, wird er auch als kostbares Gut bewahren. Das gilt ebenso für zwischenmenschliche Beziehungen. Das mag hier etwas sehr sachlich ausgedrückt sein, aber ihr wisst wovon ich schreibe.
Wie in beiden Termini der Überschrift bereits die ersten beiden Silben den Charakter der Intention andeuten, kann es dementgegen nicht im Interesse der Damen sein, als „Beute anvisiert“ zu werden.
Warum also muss sich ein Mann verrenken, um den Kontakt herzustellen. Zum einen weiß fast jede Dame bereits aus leidlicher Erfahrung, dass solches Engagement die wenigsten Herren dauerhaft länger als für die Anfangsphase aufrecht zu erhalten vermögen.
Stichwort Mogelpackung.
Was danach kommt… naja, ist bekannt.
Zum anderen gibt das wahre Gesicht viel früher Aufschluss darüber, ob es sich „lohnt“ weitere Zeit zu investieren, ganz zu schweigen von Emotionen.
Mir ist völlig klar, was mit diesem innigen Wunsch um ein schönes Anbahnungserlebnis gemeint ist. Diese vielen Momente kann man mit demselben Menschen nie zurückholen oder gar nacherleben, sofern man sie einfach übersprungen hat. Diese emotionalen Roots einer Beziehung KANN man nur am Anfang erleben und sind nie nachholbar. Das wissen auch die Herren, liebe Damen.
Aber wenn wir uns dermaßen verbiegen müssen, um eurer Gunst gerecht zu werden, wird es schwierig. Das verunsichert uns.
Daher sehe ich auch die Verführung eher negativ behaftet. Denn ein Mann wünscht sich ganz sicher nicht die Hingabe einer Dame dank seiner Überzeugungskraft. Vielmehr weil sie ihn mag, weil sie ihn will. Warum soll ich ein anfangs zurückhaltendes Wesen gegen ihre offensichtliche Haltung zu mehr bewegen wollen, als ihr eigenes Bauchgefühl zulässt. Freilich kann ich hier als Mann vorteilswirkend handeln. Aber auch hier steigt „nach“ der Verführung manchmal der schale Geschmack der Enttäuschung empor.
Na… wieder ein Déjà-vu?
Ist es da nicht besser, wenn ich mit zurückhaltendem Fingerspitzengefühl den Kontakt suche und einfach ICH sein darf? Lass uns doch einfach gemeinsam aufeinander zugehen.
Weniger ungeschickte Wortspiele und mehr Augenhöhe würde hier auf einem Rezept stehen können. Als Mann einfach authentisch bleiben dürfen – mit allen Fehlern, Tollpatschigkeiten und was es sonst noch zu bekritteln gäbe. Das kann doch nicht so schwer sein? Niemand ist perfekt. Selbst der akademische Titel garantiert keine perfekten Umgangsformen. Und ein Knigge-Diplom dürften auch die wenigsten Herren in der Tasche haben. Alles andere überfordert, und führt zwangsläufig – früher oder später – zu schlechter Stimmung. Niemand will das.
Wenn man(n) einfach gesagt bekommt, wo frau sich eine Änderung wünscht, ist das der schnellste Weg zur Harmonie. Und sollte er es ignorieren… nun, dann ist das für die Dame ein geeignetes Filterkriterium – und die Gelegenheit sich frühestmöglich wieder freundlichen Gesichtes aus dem Wege zu gehen. Besser geht es doch kaum?
So möchte ich mit einem Gedankenanstoß als Apell mit Bezug auf den Prolog enden. Wenn jemand eine Erwartungshaltung aufbaut, wäre es nicht nur korrekt, selbst in gleicher Anspruchshöhe zu „leisten“?! Oder zumindest den Wille dazu zu signalisieren. Ich bin überzeugt, dann gäbe es eine Menge weniger negativlastige Erlebnisse auf JC. Eigentlich sind wir doch alle nur hier, weil wir uns ein gutes Gefühl wünschen – und nicht ärgern wollen.
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